Zwischen Boho und Brownstones: Das Viertel Greenwich Village

Von Florian Ankner am

Es ist der richtige Ort um die leeren Akkus in Manhattan wieder aufzuladen: Das Stadtviertel Greenwich Village. In dem Bezirk, in dem sich viele Musiker und Künstler niedergelassen haben, gibt es mehr zu entdecken, als Musik und Comedy Bars.

Es ist neun Uhr morgens. Auf der 10. Avenue in Manhattan herrscht gerade Rush Hour. Autos drängen sich dicht an dicht und schieben sich hupend durch die Straßen. Glückselig, wer diesem Trubel entgehen kann. An der 34. Straße, 52 Treppenstufen weiter oben, ist genau das möglich. Auf New Yorks wohl spektakulärster Grünflächen-Neueröffnung der vergangenen Jahre, der „High Line“, bieten sich ganz neue Perspektiven. Zehn Meter über dem Boden spazieren Fußgänger auf einer stillgelegten Hochbahntrasse, auf deren Gleisen einst Waggons in Fabriken rollten. Zwischen grün umrankten Eisenbahnschienen, die von dicken Stahlträgern gehalten werden, ist man der Stadt fern und doch so nah.

Links und rechts der Bahnlinie türmen sich Bürogebäude und Wohnhäuser auf. Manche davon stehen so dicht an der Trasse, dass ein Sprung auf die Balkone möglich scheint. Wer die 2,5 Kilometer lange Strecke über Holzpanelen und Pflastersteine läuft, hat einen tollen Blick auf den Meatpacking District. Er sieht Autos unter sich hindurchrauschen, kann das Treiben auf dem Hudson River beobachten oder das Empire State Building aus einer anderen Perspektive betrachten. Zum Entspannen oder Beobachten stehen Parkbänke und Stühle bereit.

Kein Wunder also, dass der High Line Park seit seiner Eröffnung im Jahr 2009 schnell zu einer beliebten Sehenswürdigkeit aufgestiegen ist. Allein im ersten Jahr sollen mehr als zwei Millionen Besucher die ehemalige Bahntrasse entlang spaziert sein. Dabei ist der Anlass, der einst zum Bau der High Line in New York geführt hat, alles andere als schön.

Um das Jahr 1850 siedelten sich entlang der 10. Avenue viele Fabriken an. Um die dort hergestellten Waren zu transportieren, wurde eine Eisenbahnstrecke aufgebaut. Doch nur wenige Zeit später gelangte die Straße unter dem Namen Death Avenue – Todesstraße – zu trauriger Berühmtheit. 436 Menschen, die meisten davon Kinder, sollen zwischen 1852 und 1908 durch Unfälle mit der Bahn gestorben sein. Die Folge: Die Verantwortlichen entschieden sich, eine überirdische Bahnlinie zwischen den Lagerhäusern und Betrieben der Lower West Side zu bauen. 1934 wurde die High Line in Betrieb genommen. Ratternde Züge rollten über die Schienen bis zum Meatpacking District, wo Männer die Waggons voller Fleisch, Milch und Getreide ausluden. Später übernahmen Lastwagen dieses Geschäft. Die Linie verlor immer mehr an Bedeutung und wurde 1980 zum letzten Mal genutzt. Tiefgefrorene Truthähne soll die Bahn auf ihrer Abschiedstour transportiert haben. Die Hochbahn rottete in der Folge vor sich hin und wurde teils zerstört. Die Gegend um sie herum verkam und war geprägt von Abfallbergen, Kriminalität, Drogen und vom Straßenstrich.

Rudolph Giuliani, New Yorks damaliger Bürgermeister, erließ schließlich den Beschluss zum Abriss der High Line. Er wollte den Stadtteil Chelsea aufwerten und Galerien, Restaurants und schicke Apartments auf der frei werdenden Fläche bauen. Doch der Bürgermeister hatte die Rechnung ohne die beiden Bewohner Joshua David und Robert Hammond gemacht. Sie hatten die Vision, die Trasse zu einem Park umzufunktionieren und gründeten 1999 die „Freunde der High Line“. Schnell schlossen sich Sponsoren und Prominente an – die Hochbahntrasse wurde in eine blühende Landschaft verwandelt.

Heute führt die High Line Millionen Spaziergänger pro Jahr von der Gansevoort Street im Meatpacking District hoch bis zur 34. Straße zwischen der 10. und 11. Avenue. Der Park ist täglich von 7 bis 22 Uhr geöffnet und kostet keinen Eintritt. Besonders ein Abstecher am Abend lohnt sich. Dann bricht die untergehende Sonne durch Hochhäuser und färbt die Stadt in ein goldenes Licht. Wenn auch ihr einmal über die High Line schlendern wollt und auf der Suche nach der idalen New York Reise seid, dann schaut bei USA Travel vorbei, dem Spezialisten für Reisen nach New York und in die USA.

Aufgänge befinden sich an der Gansevoort Street, 14th Street (Fahrstuhl), West 16th Street (Fahrstuhl), West 18th Street, West 20th Street, 23rd Street (Fahrstuhl), West 26th Street, West 28th Street, West 30th Street (Fahrstuhl) und West 34th Street (Fahrstuhl).

© Fotos: Madeleine Schuster/Florian Ankner

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